In Oma Veritas – oder: wie ich gelernt habe, Hilfe anzunehmen

In Oma Veritas – oder: wie ich gelernt habe, Hilfe anzunehmen

“Alles alleine schaffen oder doch lieber nicht?”

Vor einiger Zeit habe ich mit meiner Oma eine Flasche Wein geöffnet, von deren Inhalt sie dann anschließend den Großteil selbst trank. Entsprechend locker wurde unser Gespräch. Wir fingen an, uns über Frauenbilder zu unterhalten und sie meinte, liebevoll aber doch auch in einer Art Vorwurf, ich müsste ja immer alles alleine schaffen. Mit einem Mann an meiner Seite wäre das doch alles viel leichter. Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter auf die fragwürdige Einstellung meiner Oma eingehen, das ist ein anderes Fass.

Womit sie aber recht hat: Ich wollte lange Zeit sehr viel alleine hinbekommen und konnte Hilfe und Unterstützung nur schlecht annehmen. Das hatte sicher gesellschaftliche Gründe und einen daraus resultierenden Willen meinerseits, als junge Frau Dinge selbst anzupacken und sie auch aus eigenen Stücken zu vollenden. Ich wollte mir und meinem Umfeld etwas beweisen. Rückblickend finde ich das auch nach wie vor richtig und wichtig. Ich bin dadurch mutiger geworden und unerschrockener. Mein Umfeld profitierte nicht unbedingt von diesem Aktionismus, sondern primär ich selbst und mein Selbstbewusstsein.

“Das eigene Unwissen ist immer größer als das eigene Wissen.”

Es gab und gibt jedoch immer wieder Punkte, an denen ich nicht wusste, wie es weitergehen sollte. So ernüchternd es sein mag: Das eigene Unwissen ist immer größer als das eigene Wissen. Erfahrung, Selbstreflexion und viele andere Kompetenzen können sicherlich helfen, schwierige Situationen anzugehen. Man kann jedoch nicht immer auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Es gibt immer ein erstes Mal, bei dem ich beispielsweise eine Krise bewältigen muss oder vor einschneidenden Entscheidungen stehe. Wir können dabei nicht auf unsere eigene Erfahrung zurückgreifen, weil sie schlichtweg nicht existiert.

Bei MentorMe konnte ich lernen, wie hilfreich die Expertise anderer Personen sein kann und wie das Wissen von ihnen für mich so vieles einfacher machen kann. Lela Grießbach ist Gründerin, Dozentin, Mutter und arbeitet momentan an ihrer Promotion. Sie ist zudem Mentorin bei MentorMe und sagt: „Ich bin meinen Weg ganz alleine gegangen und war mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Mit einem/einer Mentor*n an der Seite hätte ich mich sicherlich stärker gefühlt und bessere Möglichkeit zum Austausch mit ‚Gleichgesinnten‘ gehabt.“ Zum Thema Hilfe annehmen sagt sie außerdem: „Es geht nicht darum, dass jemand deine Aufgaben übernimmt. Aber Mentor*innen können durch ihre Erfahrung und ihr Netzwerk sehr hilfreich sein.“

“Es muss nicht immer alles anstrengend sein, damit es am Ende gelingt.”

Auch wenn wir Unterstützung annehmen, sind wir es also am Ende doch selbst, die Herausforderungen, schwierige Situationen und Aufgaben meistern. Unterstützung annehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern kann vieles vereinfachen. Es muss nicht immer alles anstrengend sein und uns an unser persönliches Ressourcenlimit bringen, damit es am Ende gelingt. Wir können aus eigenen Fehlern lernen, aber auch aus denen anderer. Und das ist völlig in Ordnung. Vermutlich hätten meiner Oma weibliche Vorbilder geholfen, einen anderen Blick auf ihr und mein Leben zu haben. Ich habe das Privileg, in einer Gesellschaft aufzuwachsen, in der sich immer mehr Frauen und Männer für Chancengleichheit einsetzen. Dadurch entstehen Vorbilder, von denen ich lernen kann und die mir Mut machen, mich als Frau in der Arbeitswelt zu behaupten. MentorMe generiert diesen Austausch auf professionelle Weise und schafft Raum für Frauen, sich auszutauschen und gegenseitig zu bestärken.

„Austausch steht vor Verschwiegenheit, Teilen steht vor Behalten, Kollaboration steht vor Konkurrenz“, sagt Tobias Ilg, Organisationsentwickler und Mentor bei MentorMe. Gerade schwierige Zeiten, wie wir sie durch die aktuelle Pandemie erleben, zeigen uns das. „Wenn ich in diesem Jahr etwas gelernt habe dann, dass man alleine nicht weiterkommt“,  ist die Ansicht hierzu von Marketing Managerin und Mentorin Isabelle Anna Sporleder. Was ich gelernt habe ist: Wir müssen nicht alleine weiterkommen. Das kann ich auch sehr gerne mit meiner Oma teilen. Nur, liebe Hildegard, es muss dafür nicht ein*e Partner*in an meiner Seite geben. (Für einen individuellen Mentor an deiner Seite, melde dich hier an.)


Johanna Salewsky ist Community & Event Managerin bei MentorMe sowie Diversity Trainerin. Wenn du dich als Mentor*in oder Mentee bei uns anmeldest, bekommst du sicher bald Post oder einen Anruf von Johanna. Auch bei vielen Events kommt ihr ihre Erfahrung vom Radio zugute.

Wie Du dein Selbstbewusstsein stärkst und was es dir bringt, daran zu arbeiten.

Wie Du dein Selbstbewusstsein stärkst und was es dir bringt, daran zu arbeiten.

Ein Interview mit Coach und Mentorin Steffi Jungbauer von Soul Rebel Coaching

Immer wieder trifft man tolle Frauen, die ihre eigene Größe selbst nicht sehen können und die an sich zweifeln. Auch in den Mentorings kommt dieses Thema häufig auf. Was sind deiner Erfahrung nach die häufigsten Gründe, dass Frauen wenig Selbstbewusstsein haben?

In der Regel stecken hinter wenig Selbstbewusstsein irrationale Ängste und wenig Selbstvertrauen. Wer Angst hat, sich zu blamieren, nicht gut genug zu sein oder abgelehnt zu werden, hat Schwierigkeiten im Job und Privatleben selbstbewusst seinen Weg zu gehen. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Diese Ängste beruhen meist auf prägenden Erfahrungen in der Kindheit. Das müssen nicht immer große Traumata sein. Auch vermeintlich harmlose Ereignisse können einen Knick in unserem Selbstbewusstsein hinterlassen.

Wenig Selbstbewusstsein zu haben, bedeutet meiner Ansicht aber auch, sich selbst nicht gut zu kennen, also wenig Bewusstsein über die eigenen Stärken, Fähigkeiten, Lebensvorstellungen und auch Baustellen zu haben. Fragen wie z.B. “wer bin ich? Wer will ich sein? Wie ticke ich? Was sind meine Talente und Potenziale? Wie will ich leben? Was ist mir wichtig?” bleiben unbeantwortet, wenn frau wenig Selbstbewusstsein hat. Das ist weder gut noch schlecht. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass jede Frau eine bewusste Entscheidung trifft, ob das so bleiben soll oder ob sie etwas daran ändern möchte.

Wer sich selbst gut kennt, ist also selbstbewusst?

Ja, genau. Am eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten, vergleiche ich gern damit, in einem Haus voll dunkler Räume nach und nach in jedem Raum das Licht anzuknipsen. Frau bringt sich dadurch selbst zum Strahlen 😉 Als Mentorin und Coach ist es mir wichtig, meine Mentees dafür zu sensibilisieren, dass sie ihr Licht selbst in der Hand haben.

Die Folgen von Selbstbewusstsein sind Selbstvertrauen und Selbstsicherheit: dann kann ich mir vertrauen, dass ich Herausforderungen meistern und Krisen lösen kann und fühle mich mit mir selbst sicher und gut.

Wie war das bei dir Steffi – hattest du schon immer total viel Selbstbewusstsein?

Nein, ich war nicht immer selbstbewusst. Ich hatte Selbstzweifel und kannte mich selbst nicht gut. Wenn mir jemand vor 6 Jahren die Frage gestellt hätte, worin ich gut bin, was meine Talente sind oder was mir wirklich wichtig ist, hätte ich das nicht benennen können. Intuitiv hatte ich schon immer einen sehr guten inneren Kompass, aber es war eben unbewusst und überlagert von zweifelnden Gedanken: Kann ich das schaffen? Bin ich gut genug?

Ich hatte zum Beispiel große Angst vor der Selbständigkeit. Sie hat mich schon seit meiner Kindheit sehr angezogen, aber ich habe damit auch verbunden, dass Selbständigkeit gefährlich ist, weil es keine finanzielle Stabilität gibt. Zumindest war das eine Einstellung, die ich ungefiltert von meinen Eltern übernommen hatte. Die galt es zu verändern, denn sonst hätte ich vermutlich kein Unternehmen gegründet 😉

Meine Aufgabe war es also an meinem Mindset zu arbeiten, blockierende Ansichten zu wandeln und mir die innere Basis zu bauen, um beruflich selbstbewusst meinen Weg gehen zu können. Ein wichtiger Teil war es, mich immer wieder Herausforderungen zu stellen. Ein Zitat, dessen VerfasserIn ich leider nicht kenne, hat mir dabei geholfen: Mut meint nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Dinge trotz der Angst zu tun.

Heute ist es mir wichtig dieses Learning an andere Frauen weiterzugeben: Entscheide dich für deine Sehnsucht, nimm deine Ängste an der Hand und tu es trotz der Angst. Mach die Dinge, die dir wichtig sind, auch wenn Du diese innere Hürde aus irrationaler Angst dafür nehmen musst. Nur so wirst Du selbstbewusster, wirst dich weiterentwickeln und über dich selbst hinauswachsen.

Was hat dir geholfen dein Selbstbewusstsein zu stärken?

Geholfen hat mir vor allem eine klare Intention, die ich vor rund 9 Jahren für mich aufgestellt hatte: ich kam damals nach Berlin und traf eine Frau, die ca. 8 Jahre älter war als ich. Ich nahm vieles an ihr wahr, was ich als erstrebenswert empfand. Ob sie wirklich so war, weiß ich nicht, denn ich traf sie tatsächlich nur ein Mal. Aber ich wusste in diesem Moment ganz klar, welche Frau ich werden wollte, wie ich mich fühlen wollte. Eben selbstbewusst und sicher. Da hat mich die Inspiration erwischt und ich habe seitdem konsequent darauf hingearbeitet. Heute kann ich sagen, ich fühle selbst, was ich damals in dieser Frau geglaubt hatte zu sehen. Es hat also funktioniert.

Mein Commitment war groß und das ist auch ein Tipp, den ich jeder Frau gebe, die sich für persönliche Entwicklung interessiert. Du musst es wollen, erst dann ergibt sich der Weg. Niemand kann dich retten. Wir müssen bzw. dürfen selbst losgehen.

Wichtig war auch an meinem Mindset zu arbeiten. Mein Kopf war voll mit negativen Gedanken über mich selbst. Da musste ordentlich aufgeräumt und durchgewischt werden 😉 Dafür habe ich mir auch Unterstützung geholt, durch Coaching, Mentoring und körperorientierte Arbeit, um alte blockierende Gedanken und damit verbundene Gefühle zu lösen. Hier rate ich jeder Frau, sich Unterstützung zu holen. Es gibt tolle Mentoringprogramme wie MentorMe sie bietet und gutes Coaches, die professionell weiterhelfen. (Anmeldung hier) Das wirkt wie ein Boost für das eigene Selbstbewusstsein und man kommt viel schneller zu Ergebnissen, als wenn man ausschließlich alleine im stillen Kämmerlein daran arbeitet.

Wer eine neue, selbstbewusstere Version von sich selbst leben will, braucht Begleitung, denke ich. Bis zu einem gewissen Punkt kommt man gut alleine klar. Wenn frau spürt, dass sie an eine Grenze kommt, die sie alleine nicht nehmen kann, plädiere ich immer für Unterstützung. Mentoring, Coaching, Heilarbeit etc. sind tolle Möglichkeiten, um den Weg leichter zu gestalten.

Und sehr wichtig und darum am Ende: anders handeln! Veränderung beginnt meiner Meinung nach im Kopf und zeigt sich im neuen (!) Handeln in unserem Leben. Wenn frau alles wie bisher macht, in ihren Routinen und Mustern verhaftet bleibt, wird sich auch am selbstbewussten Lebensgefühl wenig tun. Frage dich also: was würde eine selbstbewusste Frau tun? Wie würde sie sich in Situation XY verhalten? Und dann tu es, auch wenn deine Knie schlottern 😉 es lohnt sich! Warte nicht darauf, bis Du dich selbstbewusst genug fühlst, handle selbstbewusst und DANACH fühlst Du dich selbstbewusst. Das Gefühl folgt der Handlung.

Was hat sich durch dein neues Selbstbewusstsein in deinem Leben verändert?

Mein Leben fühlt sich stimmiger an, ich vertraue mir selbst und fühle mich mit mir sehr viel sicherer. Ich will damit nicht sagen, dass ich am Ende meiner Reise angelangt bin, da ist noch viel Potenzial 😉 Aber per Stand heute habe ich mein mögliches Potenzial an Selbstbewusstsein ausgeschöpft. Und die Reise geht weiter mit neuen Herausforderungen, begrenzenden Glaubenssätzen, die mich versuchen, klein zu halten. Nur, dass ich jetzt Strategien an der Hand habe, mit denen ich Herrin darüber werde. Mein Selbstbewusstsein liegt jetzt in meiner Hand. Das führt dazu, dass ich mich freier und erfüllter fühle, im Beruf und auch im Privatleben. Ich kann mich selbst und dadurch andere Menschen besser annehmen. Das sorgt für Frieden in mir und in meinen Beziehungen. Es lohnt sich also, am eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten 😉

Was können unsere Leser*innen ganz konkret im Alltag tun, um selbstbewusster zu werden? Welche Übungen empfiehlst Du?

  1. Beginne noch heute eine Liste auf der Du dir deine Stärken, Fähigkeiten, Talente und Erfolge notierst. Teile ein Blatt in 4 Bereiche und schreibe laufend neue Dinge auf, die dir an dir selbst auffallen. Hänge die Liste an einen Ort in deiner Wohnung, den Du jeden Tag siehst, z.B. den Badspiegel.
  2. Reflektiere deine Glaubenssätze und arbeite an deinem Mindset. Deine Gedanken sollen dir dienen und dich nicht fertig machen. Stelle dich deinen Selbstzweifeln, indem Du sie aufschreibst, dich mit ihnen konfrontierst, die Gefühle, die damit verbunden sind, fühlst und dich dann fragst: wie würde ich über mich denken, wenn ich meine eigene Freundin wäre?
  3. Suche dir Vorbilder, die dich inspirieren. Du musst sie nicht persönlich kennen. Bei mir hat diese eine Frau eine wichtige Rolle gespielt, die ich nur ein Mal gesehen habe. Ein Vorbild kann jede Frau sein, die dich inspiriert.
  4. Stelle dich deinen Herausforderungen: fordere dich selbst immer wieder im Alltag heraus und hol dir Beweise dafür, dass Du mutig bist, Dinge gebacken bekommst, dass Du Erfolge, die dir wichtig sind, kreieren kannst. Handle selbstbewusst und Du fühlst dich selbstbewusst. Und wenn Du es alleine nicht schaffst, hol dir eine Mentorin 🙂

Danke für das Gespräch!

Danke für die Fragen.


Steffi Jungbauer ist Mentorin bei MentorMe. 2016 hat sie  zusammen mit ihrer Co-Founderin Carolin Zahn Soul Rebel Coaching gegründet: Die beiden begleiten als Coaches Frauen auf ihrem Weg zu mehr Selbstbewusstsein und einem freien und erfüllten Leben nach ihren eigenen Regeln. Soul Rebel Coaching steht für intensives 1:1 Coaching, spannende Workshops mit AHA-Effekten, den Soul Rebel Podcast und eine Community aus Frauen, die ihr Leben gestalten wollen, anstatt gestaltet zu werden. Steffi ist 34 Jahre und lebt in Berlin-Kreuzberg.

7 gute Gründe für Mentoring – Warum es so wichtig ist.

7 gute Gründe für Mentoring – Warum es so wichtig ist.

Noch nie war Mentoring so gefragt wie heute. Entweder wünscht man sich eine*n Mentor*in oder möchte selbst eine*r sein. Im besten Fall sogar beides: Mentee UND Mentor*in sein! Ich nenne dir hier meine 7 Gründe, warum Mentoring das Powertool ist, um dich weiterzuentwickeln:

1. Mentor*innen hören dir wirklich zu

In einer Welt mit vielen, oft oberflächlichen sozialen Kontakten, wollen wir mit unseren Anliegen – sei es Freud oder Leid – gehört werden. Und doch kennen wir alle auch Personen, die nur über sich selbst reden. Diejenigen, die nicht laut genug sind, die nicht stets die besten Geschichten parat haben oder zu allem eine Meinung haben, bleiben auf der Strecke. Solche Interaktionen sind weder erfüllend noch inspirierend. Sie rauben Energie.

Ein*e Mentor*in ist anders. Sein/ihr Hauptanliegen ist es, dir zuzuhören ohne das im Gegenzug auch von dir zu verlangen. Er/sie lauscht deinen Sorgen und gibt deinen Wünschen Raum. Ohne viel zu tun, schenkt er/sie dir dabei etwas Wesentliches: Die Möglichkeit, dass du über dich, deine Vergangenheit und deine Zukunft reflektieren kannst.

2. Mentor*innen interessieren sich für dein Weiterkommen

Oft ist es so, dass unser engstes Umfeld – Eltern, Partner oder Freund*innen – eine Idealvorstellung von uns hat. Das äußerst sich auch im beruflichen Kontext: Eltern wollen, dass ihr „Kind“ Jura, Medizin oder BWL studiert, während das „Kind“ Entwicklungszusammenarbeit oder Journalismus wählt. Kommiliton*innen meinen, dass man in die Unternehmensberatung gehen soll, um später in der freien Wirtschaft einen gut-bezahlten Job zu bekommen. Partner*innen wollen, dass ihre bessere Hälfte einen Job hat, in dem sie leicht Elternzeit nehmen kann.

Ein*e Mentor*in fährt keine solche Agenda! Er/sie will dich weder in eine Richtung drängen, noch den eigenen beruflichen Weg aufzwingen. Ein*e Mentor*in ist da, um dich auf deinem eigenen Weg zu begleiten und zu beraten.

3. Mentor*innen sparen dir Zeit, Energie und Arbeit

Wer kennt es nicht? Einen persönlichen Wandel zu erarbeiten, dauert lange; sei es die Jobsuche, das Updaten deines Lebenslaufs, die Einarbeitung in den neuen Job, die Positionierung im Unternehmen, das Hinarbeiten auf eine n Posten mit mehr Verantwortung, das Wagnis eines Quereinstiegs in eine fremde Branche oder das eigene Gründungsvorhaben. Zahlreich sind diese Situationen, die uns Zeit und Energie kosten … Und das alles soll passieren, während Leben und Arbeit weiterlaufen sollen.

Ein*e Mentor*in ist hier Gold wert, da er/sie per Definition mehr Erfahrung in dem Bereich hat, in dem die Mentee Erfahrungswerte, Ratschläge und Tipps sucht. Er/Sie hilft, Fallstricke zu vermeiden. Er/sie unterstützt dabei, Hürden effizienter und effektiver zu überkommen, da er/sie diesen Weg bereits hinter sich hat und auf einen Erfahrungsschatz zurückblicken und diesen teilen kann. Davon profitiert  die Mentee enorm.

4. Mentor*innen helfen, Unbekanntes zu entdecken

Manchmal sehen wir vor lauter Bäumen den Wald nicht. Im Großstadt-Dschungel unserer Zeit sowieso, denn wir werden permanent mit Informationen überhäuft, die es zu filtern und verarbeiten gilt: Was ist für uns relevant und was nicht? Das ist ein 24/7-Job ohne Pause. Was bleibt dabei auf der Strecke? Wir. Wir haben keine Zeit mehr, genauer hinzusehen, und zwar in uns selbst. Wir haben keine Zeit mehr, uns zu fragen: Was wollen wir? Sind wir dort, wo wir gerade sind, glücklich? Wenn nicht, was interessiert uns? Für was brennen wir? … und selbst wenn wir das wissen: Wie kommen wir dort hin?

Ein*e Mentor*in kann deine Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Als Person ohne Agenda, der/die das Beste für dich will, deckt er/sie „blind spots“ auf. Das sind Dinge, die wichtig für dich sind. Das sind aber auch Dinge, die du aufgrund der steten Beschallung im Privaten und im Job oder vielleicht aufgrund deines eigenen „Hustles“ nicht siehst. Der Blick und der Fokus auf diese „blind spots“ kann helfen, Verborgenes zu entdecken – vielleicht das, wofür du wahrlich brennst?!

5. Mentor*innen fungieren als dein persönlicher Antrieb

Viele von uns kennen das: Unangenehme Dinge – wie die Jobbewerbung beim Traumunternehmen, das Gehaltsgespräch mit dem/der Chef*in oder den Schritt in die Selbständigkeit – schieben wir gerne vor uns hin. Dabei sind es oft gerade diese Dinge, die entscheidend für unsere Zukunft sind und uns am meisten bedeuten. Warum? Weil wir Angst haben, zu versagen.

Ein*e Mentor*in kann hier der Motor sein, der dich in Bewegung bringt! Wenn wir wissen, dass wir jemanden haben, der uns begleitet, fühlt es sich einfacher an, die Schritte zu gehen. Wenn wir jemanden haben, der uns bis zur nächsten Mentoringsession Aufgaben gibt, haben wir positiven Druck, diese zu erfüllen. Wenn wir jemanden haben, den wir bei Fragen kontaktieren können, sind herausfordernde Hürden leichter zu überkommen – und, sie machen sogar Spaß.

6. Mentor*innen können dir verschlossene Türen öffnen

Vitamin B ist auch im beruflichen Kontext wichtig. Trotzdem hat es nicht jede*r. So erleben wir alle Situationen, in denen wir Zugang zu etwas suchen, uns der Zugang aber verwehrt bleibt. Wir hatten niemanden, der uns die „Tür öffnete“; wie z.B. im Vorfeld von Bewerbungsgesprächen oder um einen Kunden zu gewinnen. Wie hilfreich ist es, sich vor solch Situationen mit jemanden auszutauschen, der den Arbeitgeber oder die Branche gut kennt? Denn so bekommen wir Insights, Tipps und im besten Fall interne Empfehlungen.

Ein*e Mentor*in in einem Unternehmen, in dem man arbeiten will, kann ein unglaublicher Asset sein, wenn es darum geht, Insider-Wissen zu erhalten. Ein*e Mentor*in in der Tätigkeit bzw. in der Branche, die man anstrebt, kann aus dem Nähkästchen plaudern: Welche Chancen hat man wo? Welche Skills bringen Bewerber*innen in die nächste Runde? Welche Arbeitgeber haben einen guten Ruf (oder einen schlechten)? Dies alles bringt einen wesentlichen strategischen Vorteil gegenüber der Konkurrenz auf dem Jobmarkt: Wissen!

7. Mentor*innen vernetzen dich mit entscheidenden Personen

Networking is key! Viele Jobs werden vergeben, weil jemand jemanden kennt, der jemanden kennt. Bewerben sich auf eine Position oder ein Projekt hunderte Personen, kann es leicht sein, dass man in der Fülle aus Mitstreiter*innen und Angeboten untergeht. Wie schön wäre es, jemanden an seiner Seite zu wissen, der ein wohlwollendes Wort oder im besten Fall eine klare Empfehlung für einen ausspricht?

Ein*e Mentor*in, der/die aufgrund seiner/ihrer Erfahrung und Positionierung vernetzt ist, wird an dich denken, wenn sich eine Chance ergibt, die in deinem Sinne ist. Gleichsam wird ein*e Mentor*in auf deine Bitte, dich mit jemanden aus seinem/ihrem Netzwerk zu verbinden, mit einem Intro reagieren. Wie bereits erwähnt: dein Weiterkommen ist ihm/ihr wichtig. Last but not least, wenn ein*e Mentor*in mal keine Antwort auf deine Frage hat, wird er/sie immer überlegen, ob er/sie jemanden kennt, der dir weiterhelfen kann.

Mentoring ist ein Powerhouse für dich und deine berufliche Entwicklung! Es kann Leben verändern. Nutzt du es schon? Wenn nicht, Melde dich hier an.

Text: Karin Heinzl, Gründerin & Geschäftsführung MentorMe

Frauen, lasst euch das Netzwerken nicht vermiesen

Frauen, lasst euch das Netzwerken nicht vermiesen

Wenn ich an meine ersten Gehversuche bei dem zurückdenke, was man heutzutage Networking nennt, wäre selbst „ernüchternd“ noch eine positive Umschreibung. Wie oft ich am Buffet stand und mich überwinden musste, Small Talk mit einer fremden Person anzufangen. In der Hoffnung, es verstecke sich ein interessanter und machtvoller Kontakt hinter dem Käse-Tomaten-Stick. Irgendwann zog ich mich an den Stehtisch meiner Kollegen zurück oder flüchtete in die Toilette, weil man zumindest dort Frieden vom vielen Blabla hatte. Studien belegen, dass Frauen bescheidener und zurückhaltender netzwerken als Männer. Es geht also vielen Frauen ähnlich, wie ich es damals erlebte.

Inzwischen netzwerke ich täglich. Mit Spaß und Erfolg. Das hat zwei Gründe. Erstens kenne ich inzwischen mein Ziel. Ich habe eine ganz persönliche Motivation, von der ich überzeugt bin und die mich antreibt. Früher, als Angestellte, war das Netzwerken eine Pflichtveranstaltung. Heute arbeite ich für MentorMe, ein berufliches Mentoringprogramm für Frauen, das ich selbst gegründet habe. Mithilfe der MentorMe-Community habe ich inzwischen weit über 1200 Frauen erreicht und fördere sie in ihrer beruflichen Entwicklung – durch Networking, Mentoring und Training.

Der zweite Grund: Ich netzwerke mit Frauen und Männern genauso, wie ich weibliche und männliche Mentoren hatte. Das ist leider immer noch nicht selbstverständlich. Auch die Frauen, die sich bei MentorMe als Mentees anmelden, zeigen oft ein anderes Bild, ebenso wie die Mentoren. Das ist nicht nur bei uns so, sondern in vielen Netzwerken: Es gibt zu wenig Männer, die Frauen fördern. Und zu wenig Frauen wollen Männer, die sie fördern.

Reinen Frauennetzwerken fehlt es an Schlagkraft

Es ist also ein Problem, das zwei Seiten hat. In vielen Branchen und in vielen Unternehmen sitzen nach wie vor Männer auf den Topposten. Dass wir Menschen – also auch Chefs – tendenziell jene Menschen bevorzugen und fördern, die uns ähneln, ist bereits erforscht. So weit, so bekannt.

Dass der Missstand auch von der anderen Seite herrscht, zeigt sich auch in unserem Netzwerk. MentorMe hat mehr als 700 registrierte Mentoren, die wir mit unseren weiblichen Mentees zusammenbringen. Mehr als vier Fünftel davon sind Frauen und nur ein knappes Fünftel Männer! Bei unseren Networkingevents – wir veranstalten rund 80 pro Jahr deutschlandweit – ist nur etwa jeder 30. Teilnehmer männlich! Das spiegelt auch die Nachfrage wider: Viele unserer Mentees wollen eher weibliche als männliche Mentoren.

Forciert habe ich diese Entwicklung nicht, im Gegenteil. Ich persönlich kämpfe unermüdlich dafür, auch Männer als Mentoren zu gewinnen. Für diejenigen, die sich nun fragen, warum MentorMe nur weibliche Mentees hat, lautet die simple, aber wahre Antwort: Es war der einfachste Ausgangspunkt für uns. Aber wenn sich inzwischen junge Männer an mich wenden und einen Mentor wollen, nehmen wir sie auch auf. Männer, fördert Frauen! Frauen, sucht euch männliche Mentoren!

Deshalb lautet mein dringender Rat: Liebe Frauen, wir sollten uns auch männliche Mentoren suchen, die uns in unseren Karrierezielen fördern, besonders wenn wir in die Chefetagen wollen, wo nun mal immer noch mehr Männer sitzen. Und, liebe Männer, ihr solltet auch Frauen fördern. Es gibt einen Mangel an männlichen Mentoren. Und es gibt mindestens genauso viele weibliche Talente, die eure Nachfolge antreten könnten. Auf jeden Fall mehr, als es euch augenscheinlich vorkommt.

So bringt Mentoring deine Karriere voran (t3n über Mentoring)

So bringt Mentoring deine Karriere voran (t3n über Mentoring)

Gutes Mentoring ist kein Selbstläufer. Um vom Wissen erfahrener Mitarbeiter zu ­profitieren, braucht es Zeit, Einsatz und Ehrlichkeit. Dann aber helfen Mentoren­programme ­dabei, Herausforderungen bei der eigenen Karriere besser zu meistern.

Dieser Tag war für ihre Karriere wichtig, Caroline Grün wusste das. Zum ersten Mal präsentierte sie ein Projekt direkt vor der obersten Führungsriege bei ihrem Arbeitgeber Vodafone. Ihr Ziel: die Zusage für ein neues Budget. Und einen guten Eindruck zu machen, natürlich. Vor den aufmerksamen Blicken ihrer Chefs startete sie ihre Powerpoint-Präsentation, begann, ihre Pläne zu erklären – und wurde schon nach wenigen Sätzen von Nachfragen unterbrochen. Alle begannen zu diskutieren, einen Moment lang hörte ihr niemand mehr zu.

Rund drei Jahre ist das nun her und noch immer hat Grün die Situation vor Augen: „Das hat mich damals total verunsichert“, sagt sie. Dabei wirkt die junge Frau in schwarzem Kleid und hellrotem Mantel ganz und gar nicht wie jemand, der sich leicht aus der Ruhe bringen lässt. Sie hat eine kräftige Stimme, einen wachen Blick und gilt bei ­Vodafone als Nachwuchstalent. Schon jetzt, mit 32 Jahren, leitet sie ein 37-köpfiges Team im Risk-­Management. Die schwierige Präsentation vor ihren Chefs hat Grün dennoch lange beschäftigt. „Zum Glück hatte ich meinen Mentor, mit dem ich die Situation besprechen konnte“, sagt sie.

Einen erfahrenen Partner als Mentor an ihrer Seite zu haben, das wünscht sich inzwischen die große Mehrheit der ­Berufstätigen. Eine Studie der International School of ­Management in Hamburg fand 2017 heraus, dass die Erwähnung von Mentoring-Programmen in Stellenanzeigen generell zu positiven ­Erwartungen hinsichtlich des Unternehmens und seiner Kultur bei Studierenden und Absolventen führt. Und die Personalberatung Robert Walters hat kürzlich bei einer Umfrage unter rund 130 Arbeitnehmern und -gebern festgestellt, dass 71 Prozent der Befragten Mentoring im Unternehmen für wichtig halten. Jedes zweite Unternehmen hatte derartige Programme zumindest für Berufseinsteiger im Angebot. Kein Wunder, versprechen sich Unternehmen von Mentoring-Programmen doch gleich mehrere Vorteile. So haben Rajashi Gosh von der Drexel University und Thomas G. Reio von der Florida International University festgestellt, dass sich sowohl Mentor als auch Mentee dadurch stärker ihrem Unternehmen verbunden fühlen. Zudem gilt Mentoring als wichtiges Instrument für die Karriere- und Nachfolgeplanung.

Prominente Beispiele dafür gibt es genug: So holte sich Facebook-­Boss Marc Zuckerberg regelmäßig Rat von Apple-­Gründer Steve Jobs. Post-Chef Frank Appel übernahm 2008 den Vorstandsvorsitz der Deutschen Post, nachdem sein langjähriger Mentor und Ex-Vorstand Klaus Zumwinkel wegen Steuer­hinterziehung zurücktreten musste. Und Springer-Verlagschef Mathias Döpfner hat seine Freundschaft zur Verlegerwitwe ­Friede ­Springer wohl auch nicht geschadet.

Gutes Mentoring kann der Karriere entscheidende Impulse geben. Die Initiative Mentorme setzt neben den klassischen Zweiertandems auch auf regelmäßige Events und Networking. (Foto: Studioafraz)

Ein genauerer Blick in die Forschung zeigt allerdings auch: ­Erfolgreiches Mentoring ist bei Weitem kein Selbstläufer. So konnte ein Forscherteam um Lillian T. Eby von der University of Georgia zeigen, dass schlechtes Mentoring Mentees sogar nachhaltig psychologisch schwächen kann – zum Beispiel, weil ein zu dominanter Mentor sie eher verunsichert als ­selbstbewusster macht. Und Gerhard Blickle, Wirtschaftspsychologe an der ­Universität Bonn, sagt sogar: „Bisherige Studien zeigen, dass formelles Mentoring, bei dem Unterstützer und Nachwuchs einander zum Beispiel durch ein Unternehmen zugeordnet werden, keine nachhaltigen positiven Karrierewirkungen hat.“

Von Reverse- bis Cross-Mentoring

Mentoren kommen in Unternehmen auf verschiedensten Ebenen zum Einsatz. Frauen-Mentoring etwa soll weibliche Netzwerke in Firmen stärken, um mehr Frauen in Chef­positionen zu bringen. Beim Reverse-­Mentoring lernen die Alten im Unternehmen von den Jungen. Zum Beispiel: digitaler zu denken. Und beim Cross-Mentoring tauschen sich Mentor und Mentee über Unternehmensgrenzen hinweg aus. Es gibt Programme, die sich speziell an Trainees und Berufseinsteiger richten, um ihnen den Start im Unternehmen zu erleichtern. Andere Programme ­helfen sogenannten „High-Potentials“, sich auf Führungsauf­gaben ­vorzubereiten.

Das gilt auch für Caroline Grün, eines der jungen Talente bei ­Vodafone, wie es dort heißt. Sie habe in den vergangen 1,5 Jahren viel von ihrem Mentor gelernt, sagt die Jungmanagerin. „Vor allem den Perspektivwechsel.“ Nach der schwierigen Präsentation vor ihren Chefs etwa grämte sie sich zunächst im Stillen, sprach dann aber doch mit ihrem Mentor darüber: Andreas ­Laukenmann, Bereichsleiter Consumer-Marketing, 48 Jahre. Dieser erzählte ihr, es sei ganz normal, unterbrochen zu werden. Vorstände hätten eben wenig Zeit und bräuchten schnell Informationen. Und ihr Ziel, ein neues Budget für ihr Projekt zu bekommen, habe Grün doch erreicht. Für die junge Frau ein Aha-Erlebnis: „Ich war enttäuscht, dass ich keine perfekte Präsentation geliefert hatte – und hatte völlig vergessen, dass ich erfolgreich war!“ Seitdem sehe sie viele Dinge im Job pragmatischer. Auch insgesamt sei sie in ihrem Auftreten durch das Mentoring sicherer geworden. Anfangs alle paar Wochen, inzwischen alle paar Monate holt sich die junge ­Führungskraft Rat, wenn sie nicht weiter weiß: War es in ­Ordnung, den Kollegen in einer bestimmten Situation zurechtzuweisen? Soll sie ein Problem im Team direkt ansprechen – oder erst einmal abwarten? Andreas Laukenmann vermittelt Grün das, was Experten intuitives Wissen nennen – Wissen also, das man nicht in Management-Büchern nachlesen kann, sondern das auf jahrelanger Joberfahrung beruht. „Das gemeinsame Reflektieren hat mir sehr geholfen, schnell in meine neue Rolle als Führungskraft hineinzuwachsen“, sagt Grün. Und Laukenmann ergänzt: „Gerade weil wir oft verschieden an Dinge herangehen – Caroline spontaner, ich eher faktischer – ist der Austausch ­bereichernd.“

Den richtigen Mentor finden

Grün hat ihren Mentor eher zufällig gefunden: Ihre Chefin hatte Laukenmann vorgeschlagen. Sie gingen Kaffee trinken, die ­Chemie zwischen den beiden Vodafone-Managern stimmte. Viele Firmen aber wollen sich nicht allein auf solche informellen Prozesse verlassen – und werden parallel dazu selbst aktiv. Auch bei ­Vodafone bekommen etwa Trainees direkt beim Berufseinstieg einen erfahrenen Mentor zur Seite gestellt.

Sehr ähnlich verläuft der Matching-Prozess beim Kölner Spezial­chemiehersteller Lanxess. Die potenziellen Trainees werden vor ihrem Jobstart bei einem eintägigen Assessment-Center durchleuchtet. Ihr späterer Bereichsleiter teilt ihnen nach der Zusage dann einen passenden Mentor zu – nicht selten nimmt auch schon der spätere Mentor bereits selbst an dem mehr­stufigen Auswahlverfahren teil. Die HR-Abteilung gibt dabei allerdings nur Richtlinien vor – etwa, dass der Mentor nie der direkte Vorgesetzte sein darf und dass ein gewisser Alters­abstand gewahrt sein muss. „Wir stellen fest, dass viele der Mentor-Mentee-­Beziehungen auch nach Beendigung des Trainee­programms ­weiter bestehen bleiben“, sagt Vera Bell, Leitung Talent ­Community Management beim Spezialchemiehersteller Lanxess – für sie ein Zeichen, dass die Beziehungen gut funktionieren.

Die größte Herausforderung des Matching-Prozesses ist ­dabei – wie beim Online-Dating –, den perfekten Partner zu finden. Wirksames Mentoring habe sehr komplexe soziale Voraussetz­ungen, sagt Wirtschaftspsychologe Gerhard Blickle. „Die ­persönliche Chemie muss stimmen, das Vertrauen langsam wachsen.“ Blickle stellt generell infrage, dass arrangierte Tandems zu einer erfolgreichen Mentoring-Beziehung führen können.

Die Vorhersage, ob zwei Menschen zusammenpassen, fachlich wie persönlich, ist in der Tat alles andere als leicht. Karin Heinzl hat mit „Mentorme“ ein unternehmensunabhängiges Mentoring-Programm gegründet, das sich speziell an junge Frauen richtet. Sie lässt sich bei der komplexen Matching-Frage von Software helfen. Um passende Partner zu finden, füllen bei Mentorme sowohl Mentoren als auch potenzielle Mentees ­vorab umfangreiche Fragebögen zu ihrer fachlichen Qualifikation, Persönlichkeit und ihren Erwartungen aus. Etwa, ob sie lieber mit ordnungsliebenden, direkten oder harmoniebedürftigen ­Menschen zusammenarbeiten. Ein Algorithmus unterstützt dann die Mentorensuche. „Beim ersten Treffen ist schnell klar, ob es passt – oder eben nicht“, sagt Heinzl. Fast wie bei der Dating-App ­Tinder.

Mentorme ist eines von zahlreichen Programmen für Arbeitnehmer, die bei der Mentorensuche nicht von ihrem Unternehmen unterstützt werden. Die Karrieremacher oder Mentor Lane sind weitere Anlaufstellen. Interessierte können sich hier in der Regel über ein Online-­Formular anmelden und bekommen dann von den Organisationen einen potenziellen Mentor zugeteilt. Ganz billig ist das allerdings nicht: Bei Mentorme kostet dieser Service je nach Jobstatus zwischen 396 und 576 Euro; bei Mentor Lane ist man ab 750 Euro dabei. Natürlich kann man die Mentoren­suche auch auf eigene Faust angehen – zum Beispiel, indem man Vorgesetzte in der eigenen Firma direkt anspricht. Freiberufler können erfahrenere Kollegen aus ihrem Netzwerk oder berufliche Vorbilder fragen. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt. Sprich: Zunächst verabredet man sich auf einen Kaffee, erklärt dann sein Anliegen und gibt dem Gegenüber Zeit, ein paar Tage darüber nachzudenken. Der Vorteil dieser Herangehensweise ist, dass man großen Einfluss darauf hat, wer der künftige Mentor wird.

Auch Firmen, die sich dafür interessieren, ein Mentoring-­Programm aufzusetzen, finden bei Mentor Lane und Mentorme Hilfe­stellung. Die Deutsche Gesellschaft für Mentoring (DGM) bietet neben vielen Informationen sogar eine Zertifizierung für Mentoring-­Programme an. Und Unternehmensberatungen sowie viele örtliche Handelskammern geben ebenfalls Tipps. ­Einige Handelskammern organisieren sogar eigene Cross-­Mentoring-Programme. Gerade für kleinere Unternehmen, für die sich ein eigenes Programm nicht lohnt, ist diese Form des Mentorings ­attraktiv: Sie stärkt das Arbeitgeber­image, zudem lernen die Mitarbeiter andere Unternehmenskulturen kennen, was neue Anregungen bringt. Gleichzeitig kann es auch für Mentees ­Vorteile haben, wenn ein Mentor nicht aus dem eigenen Unternehmen kommt. Natalya Nepomnyashcha, Gründerin des Netzwerks Chancen zur Förderung benachteiligter Kinder und Jugendlicher, ist seit zwei Jahren als Mentorin für Mentorme tätig. In dieser Zeit hat sie zwei junge Frauen in den Beruf begleitet. Sie sagt: „Gerade ganz am Anfang ihrer Karriere fühlen sich viele wohler, kritische Dinge außerhalb ihrer Firma besprechen zu können.“ Etwa, wenn das neue Arbeitsumfeld nicht so gut passt wie erhofft.

Kriterien für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit

Bei Nils Berkemeier kann davon keine Rede sein. Er hat vor rund drei Jahren als Trainee bei Lanxess angefangen und arbeitet nun in der Finanzabteilung des Konzerns. Einen Mentor an seiner Seite zu wissen, habe ihm nicht nur geholfen, schneller ­Kontakte im Konzern zu knüpfen, sagt er. „Vor allem hatte ich immer die Sicherheit: Wenn irgendwelche Probleme auftauchen sollten, kann ich mich an Simon wenden.“ Berkemeiers Mentor Simon ­Berheide, selbst erst Mitte 30, hilft gern: „Es macht mir einfach Freude, die Entwicklung jüngerer Kollegen zu begleiten und zu deren Erfolg beizutragen.“

Damit eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entstehen kann, brauche Mentoring allerdings einen klaren Rahmen, sagt Vera Bell von Lanxess. Sie empfiehlt Mentoren und Mentees, sich vor allem am Anfang, alle sechs bis acht Wochen zu treffen und auszutauschen. Im Talentprogramm von Vodafone geht man sogar noch einen Schritt weiter. Dort bekommen Mentoren und Mentees nach einem einführenden Workshop von der Personalabteilung die Vorlage für eine Mentoring-Vereinbarung zugeschickt, also eine Art persönlichen Vertrag. Darin legt das Tandem gemeinsam fest, welche Ziele das Mentoring erfüllen soll –, etwa Kontakte in bestimmte Fachbereiche zu knüpfen oder sich bestimmte Fähig­keiten anzueignen. Zudem sollten Teilnehmer offen über ihre Erwartungen sprechen, rät ­Talent-Managerin Hanna Eßer. „Was kann der Mentor leisten? Wo gibt es Grenzen? Wie sollte sich der oder die Mentee einbringen?“

„Das gemeinsame Reflektieren hat mir sehr ­geholfen, in die Rolle als Führungskraft hineinzuwachsen.“

— Caroline Grün Head of Risk Management, Vodafone

Die wichtigste Voraussetzung im Mentoring sei dann, dass sich beide Seiten Zeit nehmen – und der Mentor tatsächlich helfen wolle, sagt Mentorme-Gründerin Heinzl. „Ein Mentor sollte nicht drei Stunden von seinem Lebenslauf erzählen und dann sagen: Mach das genauso.“ Stattdessen gehe es viel darum, zuzuhören und gemeinsam mit dem Mentee die Vor- und Nachteile von Entscheidungen abzuwägen. So entstehe eine Partnerschaft auf Augenhöhe, von der im besten Fall auch der Mentor profitieren könne. Andreas Laukenmann, Mentor von Caroline Grün bei ­Vodafone, kann das bestätigen. Überrascht sei er gewesen, als seine Mentee ihm das erste Mal erzählte, dass sie sich manchmal fremd fühle als einzige Frau unter Männern in Meetings: „Wieso? Darauf achtet doch keiner“, sagte er damals. Nach diesem Gespräch aber begann er selbst gewisse Details zu beobachten. Sitzen Männer in reinen Männerrunden tatsächlich anders als in gemischten Meetings? Fallen andere Sprüche? „Plötzlich habe ich gemerkt, dass es da tatsächlich einen Unterschied gibt.“ Dieses Mal war der Aha-­Moment auf seiner Seite.

Der Erfolg hängt auch vom Mentee ab

Den größten Anteil daran, ob ein Mentoring wirksam ist oder nicht, hat allerdings der Mentee. „Wer glaubt, beim Mentoring alles auf dem Präsentierteller zu bekommen, liegt falsch“, sagt Heinzl. „Es ist die Aufgabe des Mentees, zu definieren, was er oder sie aus einer solchen Beziehung mitnehmen möchte.“ Das gilt insbesondere für Mentees, die sich ihren Mentor selbst suchen. Sie sollten sich zunächst die Frage stellen, was sie von ihrem ­Mentor überhaupt erwarten: Soll er ihnen fachlich oder persönlich helfen? Welche Kompetenzen, welches Netzwerk sollte er oder sie mitbringen? Welche Ziele will man durch das Mentoring erreichen? Ist der passende Mentor dann gefunden, gilt es auch, die einzelnen Treffen jeweils vorzubereiten, mit konkreten Fragen oder zumindest Themen, die es zu besprechen gilt. Wer die Be­ziehung zu seinem Mentor ernst nimmt, muss also nicht nur einiges an Zeit, sondern auch an Hirnschmalz investieren.

Artikel am 24.02.2019 bei t3n veröffentlicht.

Ab durch die gläserne Decke (Interview mit Deutschlandfunk)

Ab durch die gläserne Decke (Interview mit Deutschlandfunk)

„Ich habe MentorMe gegründet, weil ich erkannt habe, egal zu welcher Zeit – ob damals, als ich in den Beruf eingestiegen bin, drei Jahre später, sieben Jahre später – Frauen die selben Hürden haben, die selben Schwierigkeiten zum Teil, und die selben Fragestellungen wie ich damals.“ Sagt Karin Heinzl, die früher für die FDP-Bundestagsfraktion gearbeitet hat.

Mentoring-Programme gibt es viele in Deutschland – meist richten diese sich an eine bestimmte Branche oder finden innerhalb von Unternehmen statt. MentorMe hat einen offenen Ansatz – sie wollen in allen Branchen vermitteln. Als Mentee bewerben können sich Studentinnen, Absolventinnen und „Young Professionals“ – also, Frauen, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Cristin Gehrlein ist eine davon. Sie sagt:

„Es hat sich dann so ergeben, dass wir uns eigentlich alle drei Wochen getroffen haben. Dann haben wir so ein bisschen zusammen reflektiert über die letzten Wochen. Es war nie so, dass Isabella mit 20 Seiten PowerPoint ankam.“

Priorisieren – aber wie?

Nach einem Bachelor in Medienwirtschaft landete Cristin Gehrlein in Berlin. Dort musste sie entscheiden, wie es weitergeht: ein Volontariat oder einen Master anfangen? Gleichzeitig wollte sie auch ihrem Interesse an Politik nachgehen. Cristin Gehrlein hatte Probleme dabei, alles unter einen Hut zu bekommen. Dann traf sie durch MentorMe Isabella Neisinger.

„Ich erinnere mich, als du zu mir gekommen bist und gesagt hast: ‚Ich hab so viele Sachen, die ich mir anschaue, Veranstaltungen, wo ich gerade den Politikbereich kennenlerne. Und ich schaffe einfach nicht drei Veranstaltungen pro Abend. Was kann ich tun?‘“

Isabella Neisinger gab Cristin Gehrlein dann den Rat, sich einmal die Woche mit einem Tischkalender hinzusetzen und interessante Veranstaltungen zu priorisieren. So – mit einfachen Ratschlägen – klappt Mentoring auch, wenn die Berufswege von Mentee und Mentorin nicht 1:1 zusammenpassen. Isabella Neisinger hat lange in der Beratung gearbeitet, ist jetzt Referentin im Auswärtigen Amt. Cristin Gehrlein kann sich einen Job in einer Stiftung oder NGO vorstellen.

Nicht vorgeben, sondern bestärken

„Mentoring heißt nicht, jemand den Weg, den man gegangen ist, aufzuzeigen und vorzuzeigen. Sondern jemanden dabei zu bestärken, seinen eigenen Weg zu gehen,“ meint Neisinger.

An MentorMe schätzt Isabella Neisinger die Offenheit – dass ihr als Mentorin viele Freiheiten gelassen werden. MentorMe gibt einen Leitfaden vor. Wie genau das Mentoring mit Cristin Gehrlein abläuft, was besprochen wird, das konnten die beiden selbst entscheiden. So ging es zum Beispiel um politisches Engagement:

„Ich war immer politisch interessiert und hatte auch eine politische Meinung, aber ich hatte in der Vergangenheit immer das Gefühl, dass es hundert gute Gründe gibt, nicht in eine Partei einzutreten. Dann war der Moment gekommen, mit Isabellas Kick in den Hintern – jetzt trete ich ein, jetzt werde ich aktiv.“

Vertrauensvolle Gespräche helfen

Cristin Gehrlein engagiert sich nun ehrenamtlich in einer großen Partei. Nicht nur dabei hat sie Isabella Neisinger bestärkt. Sich im Job behaupten, Bewerbungen schreiben – das sind alles Sachen, die Cristin Gehrlein in der Vergangenheit nicht leicht fielen. Mit ihrer Mentorin konnte sie im Vertrauen darüber sprechen.

„Ich finde, wenn man in den Beruf startet, hat man ganz viele Ängste, was falsch zu machen: vielleicht die Kultur noch nicht zu kennen, zu viel zu sagen, zu wenig zu fragen. Das war was, was wir mit konkreten Situationen gemacht haben. Wenn Cristin gesagt hat – „Ich hab das bei der Arbeit, ich fühl mich da nicht so wohl”– da hab ich nachgebohrt, worum geht’s eigentlich und dann einfach auch bestärkt“, berichtet Neisinger.

Zufrieden mit dem Plan für die Zukunft

Nach einem knappen Jahr Mentoring fühlt sich Cristin Gehrlein sicherer in der Arbeitswelt. Und: Sie hat einen Plan für die Zukunft gefasst. Im Frühjahr beginnt sie einen Master und sucht sich dann einen Studentenjob im politischen Bereich.

„Ich habe einen Plan, ich habe einen Plan für die nächsten Jahre, mit dem ich zufrieden bin. Aber was vor allem gut war, ist, dass ich eine andere Sichtweise auf meine Zukunft insgesamt habe, weil Isabella mich einfach bestärkt hat.“